Welche Wortarten gibt es und wie erkenne ich sie?

Allgemeingültige Wortarten (absteigend nach Häufigkeit)

  1. Nomen/Substantive
    (Namenwörter, Nennwörter, Hauptwörter, Gegenstandswörter, „Dingwörter“)
  2. Adjektive
    (Eigenschaftswörter, Beiwörter, „Wiewörter“)
  3. Verben
    (Tätigkeitswörter, Zeitwörter, „Tuwörter“, „Tunwörter“)
  4. Adverbien
    (Umstandswörter, Nebenwörter)
  5. Präpositionen
    (Verhältniswörter, Vorwörter)
  6. Pronomen (Fürwörter)
  7. Numeralia/Numerale (Zahlwörter)
  8. Konjunktionen (Bindewörter)
  9. Artikel
    (Begleiter, Geschlechtswörter)
  10. Interjektionen
    (Empfindungswörter, Ausrufewörter)

  11. (Umstritten)
  12. Partikeln


Was sind Wortarten?

Texte lassen sich in Sätze einteilen und Sätze dann wiederum in Wörter. Schon in den ersten Schuljahren werden uns Kriterien an die Hand gegeben, mit denen wir einzelne Wörter in Klassen unterteilen können. Daher widmen wir dieser Thematik einen ganzen Artikel.

Eine Wortart ist eine Gruppe von Wörtern, die entweder durch die jeweiligen Bedeutungen (semantisch) oder deren Grammatik (syntaktisch) gewisse Merkmale teilen. Stellenweise ist auch von „Redeteilen“, „syntaktischer Klasse“, „lexikalischer Kategorie“ oder „Wortklasse“ die Rede. Wir verwenden jedoch die allgemein übliche Bezeichnung Wortart.

Betrachten wir folgende Sätze aus Artikel 1 des Grundgesetzes:

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Wenn wir nun die Wortarten bestimmen sollen, mag es einigen kalt den Rücken herunterlaufen. Allerdings gibt es zwei Strategien, für jedes der 54 Wörter und sogar für die drei Ziffern die passende Kategorie zu finden. Zum einen können wir über die Wortbedeutung, zum anderen über die klassische Schulgrammatik gehen.
Bevor wir mit der Wortartenbestimmung beginnen, sollte gesagt sein, dass sich Wörter auch in Wortgruppen (Phrasen) einteilen lassen, die dann jeweils eine gewisse grammatische Funktion übernehmen. Dies nennen wir dann allerdings Satzglieder (Subjekt, Prädikat, Objekt, Adverbiale etc.). Zum Bestimmen der Wortarten schauen wir uns isoliert jedes Wort einzeln an.


Wortarten bestimmen – durch die Wortbedeutung

Kindern würden wir Wortarten wahrscheinlich ohne grammatische Fachbegriffe erklären wollen. Dafür eignen sich zwei große Gruppen: Inhaltswörter und Funktionswörter. Inhaltswörter zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine eigene abbildbare Bedeutung haben. Entweder lassen sie sich bildlich vorstellen oder durch Merkmale definieren. Funktionswörter haben gemein, dass sie lediglich für einen grammatischen Zusammenhang verwendet werden.

Nach der oben stehenden Reihenfolge ergeben sich folgende Gruppen.

Inhaltswörter Funktionswörter
(1) Würde, Menschen, ist, unantastbar, Sie, achten, schützen, ist, Verpflichtung, staatlichen, Gewalt Die, des, zu, und, zu, aller
(2) Deutsche, Volk, bekennt, unverletzlichen, unveräußerlichen, Menschenrechten, Grundlage, menschlichen, Gemeinschaft, Friedens, Gerechtigkeit, Welt Das, sich, darum, zu, und, als, jeder, des, und, der, in, der
(3) nachfolgenden, Grundrechte, binden, Gesetzgebung, vollziehende, Gewalt, Rechtsprechung, unmittelbar, geltendes, Recht Die, und, als

Ausgehend davon können wir weitere Gruppierungen vornehmen.


Inhaltswörter – So bestimmen Sie die dazugehörigen drei Wortarten

Inhaltswörter kommen häufig vor. Tatsächlich können sogar ganze Sätze bestehen, die ohne Funktionswörter auskommen. Zudem werden sie oft als offene Wortklasse beschrieben, da neue Begriffe in einer Sprache immer in diesen drei Kategorien entstehen. Klassischerweise zählen drei Wortarten zu der Gruppe, inklusive eines Sonderfalles.

  • Verben (Tätigkeitswörter)
  • Nomen/Substantive (Hauptwörter)
  • Adjektive (Eigenschaftswörter)
  • [Adverbien (Umstandswörter)]

Diese Wörter haben alle klar definierte Bedeutungen und wir haben ein bestimmtes – wenn auch abstraktes – Bild davon, wofür das Wort stehen soll. Die Verben bestimmen Sie, indem Sie nach den Aktionen oder den Zuständen im Satz fragen. Nomen bezeichnen Dinge, Personen, Ideen oder Konzepte, während Adjektive Eigenschaften der Nomen beschreiben.

Verben (Handlungen) Nomen (Konzepte, Personen, Dinge) Adjektive (Merkmale)
(1) ist, achten, schützen, ist Würde, Menschen, Verpflichtung, Gewalt unantastbar, staatlichen
(2) bekennt Volk, Menschenrechten, Grundlage, Gemeinschaft, Friedens, Gerechtigkeit, Welt Deutsche, unverletzlichen, unveräußerlichen, menschliche
(3) binden, (nachfolgenden, vollziehende, geltendes) Grundrechte, Gesetzgebung, Gewalt, Rechtsprechung, Recht [Adverb: unmittelbar]
  • Verben: Sie können Tätigkeiten wiedergeben oder Zustände beschreiben. In Klammern stehen sogenannte Partizipien, die formal Verbformen sind, aber wie Adjektive ein Hauptwort charakterisieren können.
  • Nomen: Diese werden alle großgeschrieben und besitzen eine oder mehrere Definitionen, mit denen wir uns die Konzepte hinter den Wörtern vorstellen können. Wir können zwischen konkreten und abstrakten Substantiven unterscheiden. Ferner gehören Eigennamen in diese Klasse.
  • Adjektive: Durch typische Endungen wie „-lich“ oder „-bar“ lassen sich Adjektive als Eigenschaftswörter kategorisieren. Sie beschreiben ein nahestehendes Nomen. Als identisch klingendes Adverb hingegen definieren sie Verben – genauer gesagt die Tätigkeiten, die durch diese ausgedrückt werden.

Funktionswörter – Finden Sie diese fünf Wortarten

Wenn Inhaltswörter den Inhalt Ihres Textes wiedergeben, dienen Funktionswörter sozusagen als „sprachlicher Kleber“. Als geschlossene Wortklasse bieten sie nicht so viel Raum für neue Wörter. Nur mit diesen werden Sätze aber verständlich und grammatikalisch korrekt. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass ein Text flüssig lesbar wird und nicht nur eine Aneinanderreihung von Einzelsätzen bleibt. Zu der Gruppe zählen:

  • Artikel (Begleiter)
  • Pronomen (Fürwörter)
  • Präpositionen (Verhältniswörter)
  • Konjunktionen (Bindewörter)
  • Numerale (Zahlwörter)
  • [Adverbien (Umstandswörter)]

In unserem Beispiel finden wir folgende Funktionswörter.

Artikel Pronomen Präposi-
tionen
Konjunk-
tionen
[Numerale]
(1) Die, des Sie, aller und (1)
(2) Das, des, der, der sich, jeder in und, als, und (2)
(3) Die und, als (3)
  • Artikel: Diese begleiten allein oder mit Adjektiven die Nomen eines Satzes.
  • Pronomen: Sie ersetzen Nomen und lassen sich in viele Untergruppen einteilen.
  • Präpositionen: Diese Wörtchen stellen Beziehungen zwischen Nomen und Pronomen her.
  • Konjunktionen: Als Bindewörter listen sie auf oder verbinden Teilsätze miteinander.
  • Numerale: Hierzu zählen traditionell Zahlen (wie die Ziffern im Beispiel) und Zahlwörter.

Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass das Wort darum sowie die drei Fälle von zu in den Tabellen fehlen. Darum zählt zu den Adverbien, die keine Aktion näher beschreiben, sondern – ähnlich wie die Konjunktionen – über Satzgrenzen hinweg Referenzen herstellen. Deshalb zählen auch nicht alle Adverbien zu den Inhaltswörtern.

Um festzustellen, zu welcher Wortart zu (in unserem Beispiel) gehört, hilft uns nur noch die grammatikalische Heranführung an das Thema „Bestimmung von Wortarten“ im nächsten Abschnitt.


Wortarten bestimmen – durch die Grammatik

In der Schule wird die grammatikalische Gegenüberstellung gelehrt. Diese zeichnet sich durch eine Reihe von Fachausdrücken aus – aber keine Sorge, wir werden sie verständlich erklären. Es gibt auch hier wieder eine Einteilung in zwei große Gruppen: flektierbare und unflektierbare Wortarten.

Flektierbar Unflektierbar
(1) Die, Würde, des, Menschen, ist, unantastbar, Sie, achten, schützen, ist, Verpflichtung, aller, staatlichen, Gewalt zu, und, zu
(2) Das, Deutsche, Volk, bekennt, sich, unverletzlichen, unveräußerlichen, Menschenrechten, Grundlage, jeder, menschlichen, Gemeinschaft, des, Friedens, der, Gerechtigkeit, der, Welt darum, zu, und, als, und, in
(3) Die, nachfolgenden, Grundrechte, binden, Gesetzgebung, vollziehende, Gewalt, Rechtsprechung, unmittelbar, geltendes, Recht und, als

Die Tabelle sieht sehr ähnlich aus wie die im ersten Teil dieses Artikels. Lediglich die Artikel und Pronomen haben „die Seite gewechselt“. Aber wann ist ein Wort flektierbar? Das Merkmal heißt nur, dass ein Wort grammatisch veränderbar ist. Wir unterscheiden bei dieser Flexion zwischen Konjugation und Deklination.


Verben werden konjugiert

Verben sind die einzigen Wörter, die sich konjugieren lassen. Bei dieser Angleichung der Endsilbe werden folgende Faktoren berücksichtigt.

  • Person (hier gibt es sechs: ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie/Sie)
  • Numerus (die Anzahl, also Singular oder Plural)
  • Modus (Aussageform: Indikativ, Imperativ oder Konjunktiv)
  • Tempus (hier gibt es sechs Zeitformen für den Indikativ, z. B. Präsens, Präteritum)
  • Genus Verbi (Handlungsrichtung, also Passiv oder Aktiv)

Je nachdem, auf welche Situation und auf welches Nomen/Pronomen sich das Verb bezieht, gibt es unterschiedliche Endungen, die an den Verbstamm gehängt werden.

Spiel + e
Spiel + tet
Ge + spiel + t
Spiel + end
Spiel [Ø]!

In unserem Beispiel finden wir folgende Verben.

Finite (konjugierte) Verbformen Infinite Verbformen
(1) (sie) ist (von sein), (es) ist (von sein) achten, schützen
(2) (es) bekennt (von bekennen)
(3) (sie) binden (von binden)

Wie zu erwarten, haben wir bei vier Hauptsätzen auch vier finite (angeglichene) Verben. In Absatz (1) finden wir zudem zweimal den Infinitiv von Verben, also ihre Grundformen. Zusammen mit den Partizipien zählen diese selten veränderbaren Formen zu den infiniten Verbformen.

Bei der Konjugation der Verben können sich schnell grammatikalische Fehler einschleichen. LanguageTool bietet als intelligente Schreibhilfe stets Abhilfe, wenn es Probleme zur Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung geben sollte. Außerdem hilft es mir bei der Suche nach Synonymen und Umformulierungen beim Schreiben.


Diese fünf Wortarten werden dekliniert

Zur Flexion – also der Veränderbarkeit gewisser Wörter – zählt auch die Deklination. Diese kann keine Aussage darüber treffen, wann eine Aktion stattgefunden hat oder ob diese real oder irreal ist, sondern hat eigene Faktoren:

  • Kasus (Fall: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ)
  • Numerus (Plural oder Singular als Anzahl)
  • Genus (grammatisches Geschlecht: maskulin, feminin und neutral)

Folgende Wortarten können gemäß diesen Gesichtspunkten gebeugt (also flektiert) werden.

  1. Artikel
  2. Adjektive
  3. Nomen/Substantive
  4. Pronomen
  5. Numeralia

Ausgehend vom Genus, Numerus und Kasus des Hauptwortes werden alle Begleiter an dessen grammatische Kriterien angeglichen. Zahlwörter und Pronomen können Nomen ersetzen, stimmen jedoch auch mit den gegebenen Faktoren überein.

Artikel Adjektiv Nomen Pronomen
(1) Die, des unantastbar, staatlichen Würde, Menschen, Verpflichtung, Gewalt Sie, aller
(2) Das, des, der, der Deutsche, unverletzlichen, unveräußerlichen, menschlichen Volk, Menschenrechten, Grundlage, Gemeinschaft, Friedens, Gerechtigkeit, Welt sich, jeder
(3) Die (nachfolgenden, vollziehende, geltendes) Grundrechte, Gesetzgebung, Gewalt, Rechtsprechung, Recht
  • Artikel: einteilbar in bestimmt (der, die, das) und unbestimmt (ein, eine)
  • Adjektiv: kann auch undekliniert im Satz stehen, wenn es nicht begleitet
    (Partizipien: werden wie Adjektive dekliniert, wenn sie Nomen begleiten)
  • Nomen: entscheiden maßgeblich über die Deklination der anderen Wortarten
  • Pronomen: mehrere Untergruppierungen (u. a. Personal-, Indefinit-, Reflexivpronomen)
  • Numeralia: sind deklinierbar, wenn sie Nomen begleiten oder gänzlich ersetzen

Diese drei Wortarten sind unflektierbar

Uns bleiben vier Wortarten, von denen es grammatisch gesehen nur eine Ausführung gibt. Es ist also egal, wo im Satz das Wort steht und auf welche anderen Einheiten es Bezug nimmt, wir können seine Endung nicht ändern. Zu diesen Wortarten zählen:

  1. Adverbien (Umstandswörter)
  2. Konjunktionen (Bindewörter)
  3. Präpositionen (Verhältniswörter)
  4. Interjektionen (Empfindungswörter)

In unserem Textbeispiel finden wir zwei Adverbien: darum und unmittelbar. Beide können nicht flektiert werden. Viermal und sowie zweimal als sind unsere sechs Fälle von Konjunktionen und es gibt nur in als einzige Präposition im Beispiel. Interjektionen sind nicht vorhanden. Aber wie können wir diese Wörter nun alle voneinander unterscheiden und ihre jeweilige Wortart bestimmen?

Adverbien lassen sich teilweise steigern. In den meisten Fällen beschreiben sie Adjektive und Verben genauer oder verbinden zwei Hauptsätze miteinander. Konjunktionen verbinden ebenfalls, allerdings gleichrangige Wortgruppen und Teilsätze oder untergeordnete Satzgefüge. Präpositionen bestimmen Verhältnisse und Positionen zwischen den Nomen. Und Interjektionen ahmen die gesprochene Sprache – Geräusche, Laute oder Ausrufe – nach.


Also: wie viele Wortarten gibt es?

Zu den aufgeführten zehn Wortarten kommt noch eine hinzu, die je nach Theorie und Quelle dazugezählt werden kann.

  • Partikeln

Partikeln umschreiben für die einen alle Funktionswörter, für die anderen alle nicht zu flektierenden Wörter. Wir haben zwar gesehen, dass es einige Überschneidungen gibt, aber Artikel und Pronomen können demnach der Klasse zugeordnet werden.

Eine andere Definition sagt, dass die Kategorie Partikeln alle Wörter umfasst, die sich keiner anderen Wortart – und keinem anderen Satzglied – zuordnen lassen. Die Spanne reicht von Geräuschwörtern (quak) über Floskeln wie doch oder gell bis zu Kommunikationselementen (ja/nein und nicht).

In unserem Beispiel können wir die drei zu also endlich der Wortart Partikel zuordnen. Manchmal werden sie allerdings auch den Konjunktionen zugeordnet.

Also, wie viele Wortarten gibt es? Schwierig zu sagen, aber immerhin können wir sie nun mehr oder weniger eindeutig bestimmen!

Überblick der Wortarten und ihrer beiden Möglichkeiten der Kategorisierung