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Bei Denominalisierungen müssen wir Nomen kleinschreiben

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Wieso schreiben wir „um Gottes willen“ und „zeit seines Lebens“ mit kleingeschriebenen Nomen? Wir erklären Denominalisierungen von verblassten Substantiven.

Denominalisierung (Verblasste Nomen)
Es gibt diverse Kontexte, in denen wir Nomen kleinschreiben.

Dass er nun Pleite ist, tut mir zwar Leid. Aber um Gottes Willen, er hat auch Zeit seines Lebens nicht viel gearbeitet!

Dass er nun pleite ist, tut mir zwar leid. Aber um Gottes willen, er hat auch zeit seines Lebens nicht viel gearbeitet!


Was verstehen wir unter einer „Denominalisierung“?

Das Schöne, die Großen und das Laufen – dies sind alles Beispiele für Nominalisierungen (Substantivierungen). Verben (Tätigkeitswörter) und Adjektive (Eigenschaftswörter) werden als Nomen (Hauptwörter) verwendet und demnach großgeschrieben.

Es gibt jedoch auch den umgekehrten – selteneren – Fall der Denominalisierung. Ein Nomen kann ebenfalls als andere Wortart eingesetzt werden und wird demnach kleingeschrieben.

Die einfachste Art dieses sprachlichen Prozesses ist das Anhängen einer Endsilbe (eines Suffixes), wie hier für die Bildung von Adjektiven mit „-lich“, „-ig“ oder „-voll“.

Ärger — ärgerlich
Eis — eisig
Humor — humorvoll

Etwas schwieriger sieht es jedoch aus, wenn Nomen unverändert übernommen werden oder nur ein einzelner Buchstabe angehängt wird. Oft stellt sich in solchen Fällen die Frage, ob das Wort tatsächlich als großgeschriebenes Nomen genutzt wird oder es sich um eine Denominalisierung handelt. Diese ist übrigens auch als Desubstantivierung oder Nomenableitung bekannt.

Hinweis

Bei den neu gebildeten Begriffen sprechen wir meist von verblassten Nomen.


Verblasste Nomen als Adjektive: „pleite sein“ und „leidtun“

Die allermeisten Denominalisierungen ergeben Adjektive, die dieselbe Bedeutung tragen wie ihre identischen Hauptwörter. Die Nomen Angst und Bange werden oft synonym zueinander verwendet. In der Wendung jemandem angst und bange sein benötigen wir allerdings die denominalisierten Adjektive.

Nach dem Horrorfilm war mir ganz angst und bange.

Vergleichen Sie:

Vor dem bangen Moment hatte ich wirklich Angst.

Die Mehrheit aller denominalisierten Adjektive werden typischerweise mit sein benutzt.

Denominalisierung Nomen
pleite/bankrott sein die Pleite / der Bankrott
jmdm. feind/freund sein der Feind/Freund
jmdm. etwas recht sein mit/zu Recht
jmdn. gram sein von Gram erfüllt sein
schuld sein die Schuld haben
etwas leid sein das Leid
not sein in Not sein
Hinweis

Auch die Adjektive spitze, klasse, wurst und schnuppe stammen von Nomen. Allerdings sind diese oft umgangssprachlich und mit Vorsicht zu genießen.

Verblasste Nomen können darüber hinaus ein integraler Teil zusammengeschriebener Verben sein. Pleitegehen, leidtun und eislaufen sind demnach Verben, deren vorderer Bestandteil ursprünglich ein Nomen war, welches verblasst ist.

Erste Merkregel:

Uns tut etwas leid und weh. Es tut uns nicht Leid oder Weh.


Denominalisierte Präpositionen: „zeit“ und „willen“

Nomen können zudem den Platz von unscheinbaren Wortarten einnehmen, wie den der Präpositionen (Verhältniswörter). Selbstverständlich sind unter, hinter und mit nicht aus Nomen hervorgegangen – hier müssen wir uns bei der Suche schon etwas mehr anstrengen.

Doch wenn wir an Präpositionen wie dank, trotz oder abseits denken, werden die Denominalisierungen bewusst.

Dank unseres Reiseführers fanden wir wunderschöne Orte trotz schlechten Wetters und ganz abseits der Touristenpfade.

Bei den meisten Denominalisierungen zu Präpositionen wird ein „-s“ als Endsilbe angehängt.

Denominalisierung Nomen
angesichts das Angesicht
zwecks der Zweck
namens der Name
mangels der Mangel
eingangs der Eingang
ausgangs der Ausgang

Insbesondere gibt es diese drei Fälle, in denen vermehrt das Nomen anstelle der korrekten Präposition verwendet wird.

„Die Kraft“ statt „kraft“

Sie ist kraft ihres Amtes Bürgermeisterin.

„Die Zeit“ statt „zeit“

Er war zeit seines Lebens nicht mehr froh.

„Der Wille“ statt „willen“

Um Himmels willen! / Um Gottes willen!

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Zweite Merkregel:

Auch wenn Sie zeit Ihres Lebens schwer gearbeitet haben, hatten Sie hoffentlich dabei die Zeit Ihres Lebens.


Verblasste Nomen bei anderen Wortarten: „teils“, „falls“ und „ein paar“

Obwohl Denominalisierungen fast immer Adjektive und Präpositionen ergeben, heißt das nicht, dass Sie ein Nomen nicht zu einer anderen Wortart ernennen können. Folgende, andere Fälle finden wir ebenfalls in Verbindung mit verblassten Nomen:

  1. Adverbien: Neben Adverbien wie rechtens, willens, steuerbords etc. schreiben wir auch folgende (regelmäßige) Wochentage oder Zeitangaben klein: montags, feiertags, halbtags. Alle Adverbien haben das „-s“ als Derivationssuffix gemein.
  2. Indefinitpronomen: ein wenig, ein paar und ein bisschen beschreiben „etwas“ oder „einige“ und werden kleingeschrieben, obwohl sie auf den ersten Blick wie Nomen erscheinen.
  3. Bei der Konjunktion falls handelt es sich ebenfalls um eine Denominalisierung.
Exkurs: Woher soll ich wissen, ob ein Nomen verblasst ist?

Um zu wissen, ob eine Denominalisierung vorliegt, können Sie sich wie folgt behelfen: Versuchen Sie das Wort im Zweifel zu beugen. Während Nomen fast immer deklinierbar sind – also gebeugt werden können –, werden Präpositionen, Adverbien, Konjunktionen und Indefinitpronomen nicht verändert. Daher sprechen wir bei verblassten Nomen auch von erstarrten Nomen:

  • Soll mir recht sein.
    (→ nicht veränderbar)
  • Ich kenne mein Recht.
    (→ etwa ersetzbar durch den Plural „meine Rechte“)

Dritte Merkregel:

Von montagmorgens bis sonntagabends müssen verblasste Nomen kleingeschrieben werden – auch falls der Montag auf Weihnachten fällt.


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