Warum Sie Nervosität in der Rechtschreibung nicht gebrauchen können

Richtig: Nervosität

Falsch: Nervösität

‚Nervösität‘ oder ‚Nervosität‘?

Immer wenn wir vor einer Herausforderung stehen, bei denen wir Versagensängste, eine innere Unruhe und eine gewisse mentale Belastung erleben, sind wir nervös.

Vor Vorträgen werde ich immer viel zu nervös.
Bevor Sie nervös werden, diesen Test müssen alle durchlaufen.

Wenn wir allerdings von dem Gefühl, nervös zu sein, sprechen möchten, benötigen wir das Nomen (Hauptwort). Dieses bildet sich nicht, indem einfach ein entsprechendes Suffix (Endsilbe) angehängt wird, sondern wir müssen zudem den Vokal ändern.

  • Nervös + ität
  • ö → o
Die Nervosität steigt so langsam.
Trotz einer gewissen Nervosität konnte sie alle im Publikum überzeugen.

Warum ist ‚Nervösität‘ falsch?

Im Eifer des Gefechts ist uns sicherlich schon allen die falsche Form Nervösität herausgerutscht. Dabei ist es das Ergebnis eines Trugschlusses: Nervosität ist aus dem Adjektiv (Eigenschaftswort) nervös nachträglich hervorgegangen.

Die Nervösität ist spürbar.
Die Nervosität ist spürbar.

Nervös ist ein französisches Lehnwort, das im 18. Jahrhundert als nerveux in die deutsche Sprache kam. Lediglich die typische Endung wurde der neuen Sprache angepasst. Das dazugehörige Nomen nervosité wird auch heutzutage noch mit einem ‚o‘ geschrieben und gesprochen und im Französischen ebenso wie das deutsche Nervosität verwendet.

Besonders beim nervösen Texten in Prüfungsphasen oder unter Zeitdruck kann es schnell zu Tipp- oder Flüchtigkeitsfehlern kommen. Wenn Sie aber LanguageTool beim Schreiben verwenden, ist Nervosität Geschichte für Sie – genauso wie das korrigierte Nervösität selbstverständlich.

Woher kommen ‚Nervosität‘ und seine verwandten Formen?

Allerdings geht die etymologische Entstehung von Nervosität noch etwas weiter zurück:

  • Nerv / ‚Neuro-‘ (Nomen): Lateinisches und griechisches Ursprungswort mit der Bedeutung Sehne, Faser, Schnur
  • Nervlich / nerval / nervös (Adjektive): die Nerven betreffend
  • Nerven (Verb): so lästig werden, dass andere nervlich belastet werden
  • Nervig (Adjektiv): lästig, störend, belastend
  • Genervt / Entnervt (Adjektiv, Partizip): belästigt, in schlechter Stimmung

Tipp
Somit sind nervlich und nervig nicht bedeutungsgleich. Dies ist bei einer Reihe von Adjektivpaaren der Fall.

Damit verbunden gibt es auch eine Reihe von verwandten Redewendungen und Formulierungen, die alle je etwas mit Nerven zu tun haben:

Auf die Nerven gehen
Starke Nerven haben
Die Nerven liegen blank
Nerven wie Drahtseile / aus Stahl
Die Nerven behalten
Die Nerven verlieren
Fertig mit den Nerven
Mit den Nerven am Ende sein

Nervös und Nervosität haben also direkt etwas mit unseren Nerven zu tun. Lassen Sie sich durch die fehlenden zwei Punkte des ‚ö‘ nicht aus der Ruhe bringen und behalten Sie Nerven beim Schreiben. Denn inzwischen wissen Sie, warum es nervös, aber auch Nervosität heißt.

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Marvin Erdner

Das Schreiben liegt ihm einfach im Blut! Nach dem Abitur zog es Marvin erst einmal nach Südamerika, bevor er dann in Augsburg englische und spanische Sprachwissenschaften studierte. Nach seinem Abschluss ging es als gebürtiges Nordlicht zurück nach Norddeutschland – dieses Mal statt nach Hannover nach Hamburg. Wenn er nicht gerade die deutsche Rechtschreibung hinterfragt, ist er wahrscheinlich auf Netflix, Babbel oder im Ausland unterwegs. Doch seine liebste Passion ist das Schreiben. Wurde das schon erwähnt?