Darum sind tun und machen stilistisch unschön
Viele Leute genießen ihren Urlaub, indem sie möglichst faul und wenig produktiv sind. Sie haben dann nichts gemacht. Wir können jedoch auch behaupten, sie hätten nichts getan. Sind demnach die beiden Verben (Tätigkeitswörter) tun und machen Synonyme mit derselben Bedeutung?
Was bedeuten die Synonyme „machen“ und „tun“?
Spätestens, wenn wir sagen, dass der Urlaub getan (und nicht gemacht) wurde, machen … ähm, tun wir uns keinen wirklichen Gefallen. Zwar können die beiden Begriffe dasselbe aussagen, aber es gibt eben Kontexte und Kollokationen (feststehende Formulierungen), in denen auch nur eines der beiden korrekt ist oder idiomatisch passt.
Vergleichen wir:
Aber:
Wir gehen also der Sache auf den Grund und schauen uns an, in welchen Fällen die Verwendung der beiden Verben einen Unterschied macht. Zunächst können wir festhalten, dass machen im Sprachgebrauch zwar mehr als doppelt so oft vorkommt wie tun, dass aber beide Verben zu den häufigsten Wörtern der deutschen Sprache gehören (Platz 11 und 28) – die Top-3 sind sein, werden und haben.
„Machen“ macht alles schlimmer!
Starten wir mit dem häufigeren der beiden Verben. Machen hat im Duden 20 Hauptbedeutungen, welche teilweise in sieben weitere Nebenbedeutungen aufgeschlüsselt werden. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) hingegen zählt 18 Definitionen mit neun unterteilten sekundären Deutungen.
Im 8. Jahrhundert entstand das althochdeutsche Wort „mahhōn“ mit derselben Grundbedeutung wie das heutige Wort machen. Das englische „to make“, das niederländische „maken“ und sogar das russische Wort für „Butter“ sind mit ihm verwandt. Aus dem Basiswort entstanden dann Begriffe wie Mache, Machenschaft und Vermächtnis.
Als standardsprachlich gekennzeichnet finden wir Definitionen wie „bewirken“, „durchführen“, „erzielen“, „versetzen“, „veranlassen“ oder „zeigen“.
In den meisten Beispielen ist machen umgangssprachlich, teilweise sogar salopp und etwas abwertend.
Machen kommt in ausgesprochen vielen Redewendungen und Floskeln vor.
Also, wie sollen wir nun damit umgehen, dass machen derart oft im Sprachgebrauch vorkommt? Am besten teilen wir typische Wortverbindungen sinngemäß ein und können dann allgemeine Synonyme für machen finden.
Definition | Beispiel der Kollokation | Potenzielle Synonyme |
---|---|---|
„Durchführen“ | Abitur machen Beobachtungen machen Bett machen Gebrauch machen Haushalt machen Eine Reise machen Spaziergang machen Sport machen Überstunden machen |
Ableisten Absolvieren Anstellen Ausüben Durchsetzen In die Tat umsetzen Realisieren Tätigen Veranstalten |
„Herstellen“ | Angaben machen Essen/Frühstück machen Feuer machen Hausaufgaben machen Licht machen Möbel/Schuhe machen |
Anfertigen Erzeugen Fertigen Kochen Produzieren Zubereiten |
„Herbeiführen“ | Arbeit machen Eindruck machen Erfahrungen machen Fehler machen Geschäfte machen Hoffnung/Angst machen Lärm machen Mut machen Sich einen Namen machen Schulden machen Sich Sorgen/Gedanken machen Ein Vermögen machen |
Agieren Anhäufen Ansammeln Auslösen Bewirken Ernennen Erstellen Herbeirufen Hervorrufen Sammeln Schinden Verursachen |
Weitere einzelne Bedeutungen können ganz einfach mit einer geeigneten Alternative ausgedrückt werden.
- Das macht dann 45 €.
→ Das kostet insgesamt 45 €. - Macht 4 × 4 wirklich 15?
→ Ergibt 4 × 4 wirklich 15? - Sie macht sich doch gut.
→ Sie schlägt sich doch wacker.
Bei einigen Konstruktionen dürfen wir gerne etwas kreativer werden.
- Ich mache mir da nichts draus.
→ Ich lasse das nicht so an mich heran. - Mein Sohn hat sich in die Hose gemacht.
→ Mein Sohn hat es nicht zur Toilette geschafft. - Das macht doch nichts!
→ Das ist nicht weiter schlimm!
Schwierig wird es jetzt, wenn wir Präpositionen (Verhältniswörter) vor uns haben. Sie können entweder als Präfix (Vorsilbe) die Bedeutung von machen verändern oder als Kollokation hinter dem Verb stehen.
Hier entscheidet der Einzelfall, ob ein standardsprachliches Synonym eventuell besser passt.
- Beliebt machen: punkten, einschmeicheln
- Betrunken machen: berauschen, alkoholisieren
- Dünner/dicker machen: verdünnen/verdicken
- Größer/kleiner machen: vergrößern/verkleinern
- Hübsch machen: optisch aufwerten, dekorieren
- Leichter/schwerer/schwieriger machen: erleichtern/beschweren/erschweren
- Neu machen: erneuern, sanieren
Falls es Ihnen generell schwerfällt, Synonyme zu finden, kann LanguageTool Ihnen dabei behilflich sein: Der kostenlose mehrsprachige Assistent findet per Doppelklick Alternativen und sogar Umformulierungen für jede Art Text. Damit macht Ihnen das Tool das Leben leichter, denn es unterstreicht umgangssprachliche und verbesserungswürdige Passagen ebenso wie klassische Fehler der Rechtschreibung und Grammatik. Keine Fehler mehr machen – oder begehen!
„Tun“ tut nichts Gutes für Ihren Ausdruck!
Kommen wir nun aber zum anderen Verb der Stunde: tun. Und am besten korrigieren wir gleich einen häufigen Grammatikfehler, denn die Form „tuen“ ist immer falsch. Trotzdem kann die erste Person auf zwei Arten konjugiert werden:
Im DWDS finden wir für tun zehn Hauptbedeutungen, der Duden wiederum nennt sieben Haupt- und sechs Nebenbedeutungen. Die Definitionen reichen von „leisten“ über „unternehmen“ hin zu „zufügen“.
Tun gibt es seit dem 8. Jahrhundert, als es aus dem Westgermanischen ins Althochdeutsche übernommen wurde. Es ist eng verwandt mit englisch „to do“ und wird oft mit „τιθέναι“ („tithénai“), dem griechischen Wort für „hinsetzen“ oder „hinlegen“ in Verbindung gebracht. Im Laufe der Jahre entstanden aus dem Basiswort Begriffe wie Tunichtgut, tunlichst oder Zutat.
Die meisten heutigen Bedeutungen sind auch hier wieder als umgangssprachlich zu verorten.
Außerdem finden wir tun regional als Hilfsverb und als Lückenfüller, um ein vorheriges Verb nicht nochmals zu wiederholen.
Aber kommen wir jetzt wieder zu unseren Synonymen für tun, um unsere Wortwahl zu verbessern.
Definition | Beispiel der Kollokation | Potenzielle Synonyme |
---|---|---|
„Etwas veranlassen“ | Gefallen tun Pflicht tun Unrecht tun |
Anbieten Ausführen Behandeln |
„Etwas anrichten“ | Gutes/Schlechtes tun Das Richtige/Beste tun Sein Übriges tun |
Geben Leisten Zeigen |
Wir können sehen, dass es weitaus weniger typische Formulierungen mit tun gibt als mit machen. Daher ist es auch etwas schwieriger, alternative Formulierungen zu finden. Tun wird in den meisten Fällen in Redewendungen und umgangssprachlichen Floskeln verwendet:
- Ich habe absolut nichts zu tun.
→ Alle meine Aufgaben sind bereits erledigt. - Wir haben nichts mit denen zu tun.
→ Wir haben keinen Kontakt mit denen. - Lass uns so tun, als sei das nicht passiert.
→ Lass uns vorgeben, das sei nicht passiert. - Oh Mann, unsere Tochter tut sich noch was.
→ Oh Mann, unserer Tochter könnte etwas zustoßen. - Es ist noch längst nicht getan!
→ Wir sind noch nicht fertig! - Das tut doch nichts zur Sache.
→ Das hat keine Bedeutung hierfür. - Der/Die tut echt nichts.
→ Der/Die ist nicht gefährlich. - Langsam tut sich was.
→ Langsam passiert etwas.
Die angegebenen Umformulierungen helfen dabei, die Beispielsätze formeller und weniger umgangssprachlich auszudrücken.
Was machen Sachen und was tun bei Wortsuchen?
Es gibt eine Reihe von Phrasen, bei denen sowohl tun als auch machen verwendet werden können, ohne dass sich die Bedeutung verändert. Wieder lassen sich eindrucksvolle Synonyme benutzen.
- Man macht, was man kann. | Man tut, was man kann.
→ Wir leisten alles in unserer Macht Stehende. - Was macht man nicht alles! | Was tut man nicht alles!
→ Wir setzen wirklich unlogische und unglaubliche Dinge in die Tat um. - Was soll ich denn noch machen? | Was soll ich denn noch tun?
→ Was soll ich denn noch unternehmen? - Mal sehen, was sich machen lässt. | Mal sehen, was sich tun lässt.
→ Wir werden sehen, welche Lösung wir finden können. - Was können wir dagegen machen? | Was können wir dagegen tun?
→ Wie können wir dagegen vorgehen?
Doch nach unseren Ausführungen gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden beliebten Verben. Tun betont die Aktion und Durchführung eines Vorgangs, machen hingegen stellt das Ergebnis der Aktivität heraus. Wir können uns diese Nuance folgendermaßen merken:
Machen und tun gibt es übrigens auch großgeschrieben als Nomen. Dann wird der feine Bedeutungsunterschied abermals ersichtlich, denn für das Tun lässt sich das Handeln und für das Machen das Anfertigen einsetzen.
- Etwas ergibt Sinn
- Etwas hat Sinn
- Etwas ist sinnvoll
Spätestens, wenn Sie bei einem Verbrechen vor Ort sind und Sie die Polizei fragt, was Sie zur Tatzeit gemacht haben, wird Ihnen der Unterschied auffallen. Das Alibi wird nämlich mit machen erfragt; würden Sie die Beamten fragen, was Sie denn bloß getan haben, wissen Sie, dass Sie unter Tatverdacht stehen.
Leider beinhaltet das Themengebiet rundum machen und tun noch weitere Hürden der Grammatik und Rechtschreibung: zunichtemachen, recht machen, zunutze machen, frei machen (freimachen), weismachen, wehtun, zuleide tun, genugtun, leidtun, gleichtun etc. Aber das sind alles Themen für ein andermal.
- Ersetzen Sie (wann immer möglich) Konstruktionen mit tun und machen.
- Adjektive + machen lassen sich nahezu immer durch präzisere Verben ersetzen.
- In informellen Texten, Kollokationen oder Ausnahmefällen wie Formulierungen mit Vorsilben können machen und tun auch stehen bleiben, ohne dass zu viele (umgangssprachliche) Wortwiederholungen in einem Text vorhanden sind.