Bei Denominalisierungen müssen wir Nomen kleinschreiben
Wieso schreiben wir „um Gottes willen“ und „zeit seines Lebens“ mit kleingeschriebenen Nomen?
Wir erklären Denominalisierungen von verblassten Substantiven.
Was verstehen wir unter einer „Denominalisierung“?
Das Schöne, die Großen und das Laufen – dies sind alles Beispiele für Nominalisierungen (Substantivierungen). Verben (Tätigkeitswörter) und Adjektive (Eigenschaftswörter) werden als Nomen (Hauptwörter) verwendet und demnach großgeschrieben.
Es gibt jedoch auch den umgekehrten – selteneren – Fall der Denominalisierung. Ein Nomen kann ebenfalls als andere Wortart eingesetzt werden und wird demnach kleingeschrieben.
Die einfachste Art dieses sprachlichen Prozesses ist das Anhängen einer Endsilbe (eines Suffixes), wie hier für die Bildung von Adjektiven mit „-lich“, „-ig“ oder „-voll“.
Etwas schwieriger sieht es jedoch aus, wenn Nomen unverändert übernommen werden oder nur ein einzelner Buchstabe angehängt wird. Oft stellt sich in solchen Fällen die Frage, ob das Wort tatsächlich als großgeschriebenes Nomen genutzt wird oder es sich um eine Denominalisierung handelt. Diese ist übrigens auch als Desubstantivierung oder Nomenableitung bekannt.
Verblasste Nomen als Adjektive: „pleite sein“ und „leidtun“
Die allermeisten Denominalisierungen ergeben Adjektive, die dieselbe Bedeutung tragen wie ihre identischen Hauptwörter. Die Nomen Angst und Bange werden oft synonym zueinander verwendet. In der Wendung jemandem angst und bange sein benötigen wir allerdings die denominalisierten Adjektive.
Vergleichen Sie:
Die Mehrheit aller denominalisierten Adjektive werden typischerweise mit sein benutzt.
Denominalisierung | Nomen |
---|---|
pleite/bankrott sein | die Pleite / der Bankrott |
jmdm. feind/freund sein | der Feind/Freund |
jmdm. etwas recht sein | mit/zu Recht |
jmdn. gram sein | von Gram erfüllt sein |
schuld sein | die Schuld haben |
etwas leid sein | das Leid |
not sein | in Not sein |
Verblasste Nomen können darüber hinaus ein integraler Teil zusammengeschriebener Verben sein. Pleitegehen, leidtun und eislaufen sind demnach Verben, deren vorderer Bestandteil ursprünglich ein Nomen war, welches verblasst ist.
Denominalisierte Präpositionen: „zeit“ und „willen“
Nomen können zudem den Platz von unscheinbaren Wortarten einnehmen, wie den der Präpositionen (Verhältniswörter). Selbstverständlich sind unter, hinter und mit nicht aus Nomen hervorgegangen – hier müssen wir uns bei der Suche schon etwas mehr anstrengen.
Doch wenn wir an Präpositionen wie dank, trotz oder abseits denken, werden die Denominalisierungen bewusst.
Bei den meisten Denominalisierungen zu Präpositionen wird ein „-s“ als Endsilbe angehängt.
Denominalisierung | Nomen |
---|---|
angesichts | das Angesicht |
zwecks | der Zweck |
namens | der Name |
mangels | der Mangel |
eingangs | der Eingang |
ausgangs | der Ausgang |
Insbesondere gibt es diese drei Fälle, in denen vermehrt das Nomen anstelle der korrekten Präposition verwendet wird.
„Die Kraft“ statt „kraft“
„Die Zeit“ statt „zeit“
„Der Wille“ statt „willen“
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Verblasste Nomen bei anderen Wortarten: „teils“, „falls“ und „ein paar“
Obwohl Denominalisierungen fast immer Adjektive und Präpositionen ergeben, heißt das nicht, dass Sie ein Nomen nicht zu einer anderen Wortart ernennen können. Folgende, andere Fälle finden wir ebenfalls in Verbindung mit verblassten Nomen:
- Adverbien: Neben Adverbien wie rechtens, willens, steuerbords etc. schreiben wir auch folgende (regelmäßige) Wochentage oder Zeitangaben klein: montags, feiertags, halbtags. Alle Adverbien haben das „-s“ als Derivationssuffix gemein.
- Indefinitpronomen: ein wenig, ein paar und ein bisschen beschreiben „etwas“ oder „einige“ und werden kleingeschrieben, obwohl sie auf den ersten Blick wie Nomen erscheinen.
- Bei der Konjunktion falls handelt es sich ebenfalls um eine Denominalisierung.
- Soll mir recht sein.
(→ nicht veränderbar) - Ich kenne mein Recht.
(→ etwa ersetzbar durch den Plural „meine Rechte“)