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Grammatik-, Stil- und Zeichensetzungsfehler

Die Superkraft des doppelten Perfekts

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Im Deutschen gibt es Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Aber welche Vergangenheitszeit ist „gesagt gehabt“?

Bildung und Verwendung des (doppelten) Perfekts/Plusquamperfekts
Um zu verstehen, was das doppelte Perfekt ist, müssen wir wissen, wie sich Vergangenheiten bilden lassen.

Ich habe das bereits gesagt gehabt.
(Doppeltes Perfekt)

Ich hatte das bereits gesagt gehabt.
(Doppeltes Plusquamperfekt)

Ich habe das bereits gesagt.
(Perfekt)

Ich hatte das bereits gesagt.
(Plusquamperfekt)


Wie bilden wir das Perfekt normalerweise?

Wenn ich Sie frage, was Sie letzte Woche gemacht haben, werden Sie höchstwahrscheinlich in einer ganz bestimmten Vergangenheitsform antworten: dem Perfekt.

Letzte Woche habe ich mir ein neues Sofa gekauft.
Letzte Woche bin ich nach Wien gezogen.

Woher ich wusste, in welchem Tempus (welcher Zeitform) Sie antworten werden? Im Deutschen verwenden wir mündlich vielfach das Perfekt als Erzählvergangenheit unserer Wahl. Diese zusammengesetzte Zeit lässt sich wie folgt bilden:

Konjugierte Gegenwartsform von haben oder sein (Hilfsverb) +
Partizip (ge-Form) des Vollverbs
Information

Das Partizip ist die nicht änderbare Form, die wir immer in zusammengesetzten Zeiten benötigen. Jedes Verb besitzt diese und sie wird regelmäßig mit der Vorsilbe (dem Präfix) „ge-“, dem Verbstamm und der Nachsilbe (dem Suffix) „-t“ gebildet. Viele unregelmäßige Verben (starke Konjugation) enden hier auf „-en“: gesagt, gebaut, gekleidet, geschlafen, gewesen, gesessen.

Dementsprechend wird nur das Hilfsverb nach Person konjugiert (gebeugt) und das Partizip folgt allein am Satzende (in Hauptsätzen).

Ich habe etwas 





gesagt

Ich bin dahin





geflogen

Du hast etwas 

Du bist dahin 

Er/sie/es hat etwas 

Er/sie/es ist dahin 

Wir haben etwas 

Wir sind dahin 

Ihr habt etwas

Ihr seid dahin

Sie haben etwas 

Sie sind dahin 


Was ist das doppelte Perfekt?

Da haben und sein nicht ausschließlich Hilfsverben sind, besitzen diese ebenfalls ein Partizip für zusammengesetzte Zeiten: gehabt und gewesen.

In einigen Teilen von Deutschland hat es sich eingebürgert, diese zusätzliche ge-Form an eine korrekte Formulierung des Perfekts zu hängen. Dort sind Sätze zu hören wie:

Die Fragen haben wir doch schon beantwortet gehabt.
Letztes Jahr hast du das schon gesehen gehabt.
Sie hat uns damit völlig überfallen gehabt.
Warum sind Sie denn nicht noch dort geblieben gewesen?

Dieses grammatische Phänomen hat viele Bezeichnungen:

  • Doppelperfekt
  • Perfekt II
  • Doppel-Präsensperfekt
  • Ultra-Perfekt
  • Superperfekt
  • Superplusquamperfekt

Diese Dopplung des Hilfsverbs gibt es schon seit dem Mittelalter. Neben einer starken dialektalen Färbung zählt die Konstruktion zudem zur Umgangssprache und wird im Hochdeutschen als schlichtweg falsch aufgefasst. Wahrscheinlich ging sie daraus hervor, dass ein angehängtes gehabt nochmals die Aussage verstärkt und beim Sprechen die Möglichkeit der Betonung lässt.


Wie lässt sich das Plusquamperfekt normalerweise bilden?

Analog zur Bildung des Perfekts können wir uns nun dem Plusquamperfekt widmen. Dieses ähnelt formal stark der vollendeten Vergangenheit, wird jedoch in einem anderen Kontext verwendet. Immer wenn wir in der Vergangenheit unsere Haupthandlung darstellen – entweder schriftlich im Präteritum (einfache Vergangenheit) oder eben mündlich im Perfekt – können wir mithilfe des Plusquamperfekts eine Vorzeitigkeit ausdrücken.

Bevor ich mit dem Fensterputzen fertig war, hatte es zu regnen angefangen.
Nachdem wir wieder nach Hause gegangen waren, ging die Veranstaltung wegen zu wenig Leuten frühzeitig zu Ende.
Ich habe dir doch schon gesagt, dass uns die Teilnehmerin abgesagt hatte.

Wir bilden das Plusquamperfekt nach folgender Formel:

Konjugierte Präteritumsform von haben oder sein (Hilfsverb) +
Partizip (ge-Form) des Vollverbs

Damit unterscheidet sich das Tempus lediglich in der Bildung des Hilfsverbs von der Perfektform. Habe wird zu hatte, ist wird zu war und das Partizip bleibt gleich:

Ich hatte etwas 





gesagt

Ich war dahin





geflogen

Du hattest etwas 

Du warst dahin 

Er/sie/es hatte etwas 

Er/sie/es war dahin 

Wir hatten etwas 

Wir waren dahin 

Ihr hattet etwas

Ihr wart dahin

Sie hatten etwas 

Sie waren dahin 

Tipp

Im Eifer des Gefechts können wir Vorzeitigkeit und Gleichzeitigkeit spielend leicht miteinander verwechseln. Wie gut, dass mich LanguageTool als Textkorrektur beim Tippen begleitet und auch solche grammatikalischen Fehler des Sinnzusammenhangs entdeckt und diese dann verbessert.


Was ist das doppelte Plusquamperfekt?

Eventuell können Sie sich bereits zusammenreimen, was wir jetzt mit dem doppelten Plusquamperfekt meinen. Genau, nach der korrekt gebildeten Vorvergangenheit wird auch hier gehabt (oder selten gewesen) als zweites Partizip angehängt. Dieses temporale Phänomen kommt in denselben Gebieten vor wie das doppelte Perfekt und erfüllt genau dieselben (pragmatischen) Funktionen.

Die Fragen hatten wir doch schon beantwortet gehabt.
Letztes Jahr hattest du das schon gesehen gehabt.
Sie hatte uns damit völlig überfallen gehabt.
Warum waren Sie denn nicht noch dort geblieben gewesen?

Allerdings tritt diese nicht standardsprachliche Wendung noch seltener auf als das Doppelperfekt. Es ist auch unter den Namen Doppel-Präteritumperfekt und Ultra-Plusquamperfekt bekannt. Ebenso gilt es als stark umgangssprachlich und im Schriftverkehr nicht empfehlenswert.


Darf ich das doppelte Perfekt und das doppelte Plusquamperfekt verwenden?

Kommen wir nun zur Frage, wenn beide Sondertempora nicht standardsprachlich sind und nur regional gepflegt werden, sollten diese nicht tunlichst zu vermeiden sein? Na ja, es gibt einige literarische Beispiele, in denen problemlos das doppelte Perfekt und das doppelte Plusquamperfekt verwendet werden:

Ich habe aber den Nepos nicht präpariert gehabt und konnte nicht übersetzen.
– Ludwig Thoma: Die Verlobung
Mignon hatte sich versteckt gehabt, hatte ihn angefaßt [sic.] und ihn in den Arm gebissen.
– Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre, 5. Buch, 12. Kapitel

Grundsätzlich gilt es, im Schriftlichen und Hochdeutschen folgende Zeitenfolge beizubehalten:

Wir benutzen das Perfekt bei Vorzeitigkeit für Präsens (Gegenwart) und das Plursquamperfekt für die Vergangenheiten Perfekt und Präteritum.
Um zu verstehen, wieso das doppelte (Plusquam-)Perfekt eigentlich nicht nötig ist, müssen wir die Zeitenfolge des Deutschen verstehen.

Zwei Fälle können laut einigen Fachleuten die Benutzung des Doppelperfekts oder Ultra-Plusquamperfekt rechtfertigen:

1) Wenn es nun eine dreistufige (logische) Handlungsabfolge gibt:

Ich hatte das Bild vorgestern fertiggestellt gehabt, noch bevor ich gestern krank geworden war und dadurch keinen Pinsel mehr halten konnte.

2) Die deutsche Grammatik lässt formal in den beiden Konjunktivformen (Möglichkeitsformen) nur jeweils eine Vergangenheit zu: Ich sei/ wäre + Partizip. Dies führt insofern zum Problem, als sich so keine Vorzeitigkeit ausdrücken lässt – eine Lücke, die das doppelte Perfekt füllen kann:

Unser Kollege gab an, er könne seine Aufgabe nicht zeitnah erledigen, da sich in letzter Zeit sein Aufgabenumfang gravierend vergrößert gehabt habe.
Wenn wir Gefahr liefen, das Projekt gegen die Wand zu fahren, hätten sie uns doch zuvor gewarnt gehabt.

Standardsprachlich würden wir hier zu vergrößert habe und hätten … gewarnt zurückgreifen.

Allerdings sehen Sie, dass die Fälle mit doppeltem Perfekt/Plusquamperfekt sehr ungewöhnlich und rar sind. Daher merken Sie sich einfach, beide Formulierungen, wenn überhaupt aufs Mündliche zu beschränken und im Schriftverkehr fast durchgängig auf das Präteritum und das Plusquamperfekt zu setzen.

Nach den ganzen Ultra-, Super- und Doppel-Zeiten können wir nun behaupten, deutsche Standardgrammatik ist teilweise doch einfacher als vermutet – perfekt!


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