Die Bildung und Benutzung des Imperativs
Wie bilde ich den Imperativ von Verben?
Wir erklären die unregelmäßige Konjugation sowie die Benutzung der deutschen Befehlsform.
- Sprech doch lauter!
- Nehm dir ein Beispiel an deiner Schwester!
- Les dir das noch mal durch!
- Sprich doch lauter!
- Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester!
- Lies dir das noch mal durch!
Was ist der Imperativ?
Insbesondere in den Medien und den sozialen Netzwerken scheint es gerade weitverbreitet zu sein, den Imperativ (Befehlsform des Verbs) falsch zu bilden. Dabei ist diese Verbform in ihrer Konjugation verhältnismäßig simpel und die Menge unregelmäßiger Formen überschaubar. Doch immer mehr Jugendliche nehmen es wohl mit der Grammatik nicht mehr ganz so genau – höchste Zeit also für diesen Blogartikel, um Sätze wie die folgenden zu vermeiden:
- Beispiel (TikTok) für falsch gebildeten Imperativ Singular
- Beispiel (TikTok) für falsch gebildeten Imperativ Plural
Der Imperativ ist einer von vier deutschen Modi eines Verbs. Die anderen sind Indikativ, Infinitiv und Konjunktiv. Dabei wird der Imperativ auch Befehlsform genannt – dies stammt direkt vom lateinischen Wort für befehlen ab. Sie erkennen die Verbform meist daran, dass diese (außerhalb von Fragen) am Satzanfang steht, was eigentlich untypisch für Deutsch ist. Außerdem gibt es in den beiden häufigsten Formen kein Subjekt mehr im Satz – die Personen du und ihr werden nicht explizit erwähnt. Zudem erfüllt ein Satz mit Imperativform immer einen dieser (pragmatischen) Zwecke:
- Anweisungen
- Bitten
- Ratschläge
- Verbote
Wie bilde ich den Imperativ?
Um den Imperativ regelmäßig zu bilden, benötigen wir nur zwei Konjugationsformen, eine für die Du-Form (Singular) und eine für die Ihr-Form (Plural). Ferner gibt es eine Form für den gesiezten Imperativ und für die Wir-Form, die jedoch beide dem Infinitiv (bzw. der normalen Wir-Form) entsprechen.
Imperativ Singular
Für die Bildung des Imperativs Singular nehmen wir den Infinitiv (Grundform) ohne Endsilbe „-en“ – sprich, nur den Verbstamm.
Befehlsform im Plural
Die Pluralform des Imperativs ist in ihrer Bildung sogar noch einfacher, denn sie entspricht der Indikativform von ihr.
Höflicher Imperativ (Sie- und Wir-Form)
Die beiden Imperative mit Subjektnennung kommen nicht so häufig vor wie die eben gezeigten. Gesiezt macht es übrigens keinen Unterschied, von wie vielen Personen die Rede ist.
- Umfahre die Baustelle am besten großflächig!
- Fahre doch das Schild nicht um!
Welche Imperative sind unregelmäßig?
Bisher folgten alle Konjugationsformen einer regelmäßigen Beugung. Doch selbstverständlich hat das Deutsche noch ein Ass im Ärmel. Die folgenden drei Fälle verändern die Bildung des Imperativs etwas, sie betreffen jedoch immer nur die Singularform.
Imperative mit Vokalwechsel
Sogenannte starke Verben können einen Vokalwechsel vollziehen. Starke Verben erkennen Sie daran, dass sie in ihrer Vergangenheitsform (Partizip) nicht regelmäßig auf „-t“ enden, sondern auf „-en“. Außerdem zeigen viele von ihnen schon denselben Vokalwechsel in der Gegenwart (dem Präsens):
Infinitiv/ höflicher Imperativ |
Imperativ Singular (du) | Imperativ Plural (ihr) | Herleitung |
---|---|---|---|
essen | iss | esst | Partizip: gegessen → du isst |
geben | gib | gebt | Partizip: gegeben → du gibst |
helfen | hilf | helft | Partizip: geholfen → du hilfst |
lesen | lies | lest | Partizip: gelesen → du liest |
nehmen | nimm | nehmt | Partizip: genommen → du nimmst |
sehen | sieh | seht | Partizip: gesehen → du siehst |
sprechen | sprich | sprecht | Partizip: gesprochen → du sprichst |
Befehlsformen mit besonderer Endung sowie umgangssprachliche Formen
Sofern Sie den obigen Infokasten aufmerksam gelesen haben, wird Ihnen aufgefallen sein, dass ich Fahre! als Imperativ benutzt habe. Doch woher stammt dieses zusätzliche „-e“ hinter dem Verbstamm? Bei den meisten schwachen Verben sowie jenen ohne Vokalwechsel darf entschieden werden, ob ein „-e“ angehängt wird. Das wirkt standardsprachlicher.
Wenn der Verbstamm auf „-d“, „-t“, „-m“ oder „-n“ aufhört, wird immer das zusätzliche Suffix (Nachsilbe) „-e“ angefügt. Bei Verben, die mit „-ern“ oder „-eln“ enden, darf das „-e“ nach Belieben angehängt werden.
Infinitiv/ höflicher Imperativ |
Verbstamm | Imperativ Singular (du) | Imperativ Plural (ihr) |
---|---|---|---|
fahren | fahr- | fahr/fahre | fahrt |
schlafen* | schlaf- | schlaf/schlafe | schlaft |
reden | red- | rede | redet |
halten | halt- | halte | haltet |
atmen | atm- | atme | atmet |
rechnen | rechn- | rechne | rechnet |
radeln | redl-/radel- | radel / radele / radle | radelt |
rudern | rudr-/ruder- | ruder / rudere / rudre | rudert |
* Hinweis: Die Du-Form von schlafen ist zwar du schläfst, allerdings sind Verben mit Umlaut von der Imperativregel ausgeschlossen.
Unregelmäßige Imperative
Wie zuvor erwähnt, gibt es nur einige seltene Fälle von unregelmäßigen Imperativen. Zudem muss an dieser Stelle gesagt werden, dass nicht alle Verben eine Befehlsform haben. Das kann diverse Gründe haben:
- Zustandsverben wie scheinen
- Modalverben wie können oder müssen
- Anglizismen wie downloaden
Infinitiv/ höflicher Imperativ |
Imperativ Singular (du) | Imperativ Plural (ihr) |
---|---|---|
haben | hab/habe | habt |
sein | sei | seid |
werden | werde | werdet |
wissen | wisse | wisst |
- Werben – du wirbst – wirb → sich bewerben – du bewirbst dich – bewirb dich
- Laufen – du läufst – lauf/laufe → sich verlaufen – du verläufst dich – verlauf dich/verlaufe dich
- Gießen – du gießt – gieß → übergießen – du übergießt – übergieß/übergieße
Wann benutze ich den Imperativ korrekt?
Um in den sozialen Medien auf Nummer Sicher zu gehen, sollten Sie immer wissen, wie der Imperativ korrekt gebildet wird. Dabei ist der vergessene Vokalwechsel einer der offensichtlichsten Fehler, die bei der Konjugation passieren können.
- Es heißt iss statt ess
- Es heißt nimm statt nehm
- Es heißt sprich statt sprech
Zudem sollte die Pluralform des Imperativs mit dem Stammvokal und der Endung „-t“ gebildet werden:
- Es heißt lest statt liest
- Es heißt gebt statt gibt
- Es heißt benehmt euch statt benimmt euch
Neben diesen beiden Grammatikfehlern wird die Befehlsform auch zur Stilfrage, wenn es bei einigen Verben darum geht, ob ein zusätzliches „-e“ als Endung angefügt wird. Besonders in der Literatur kommt hierbei auch ein Apostroph zum Einsatz:
- Schlaf, schlaf’ und schlafe sind alle korrekt.
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