Bildung des (doppelten) Perfekts/Plusquamperfekts
Im Deutschen gibt es Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt.
Aber welche Vergangenheitszeit ist „gesagt gehabt“?
(Doppeltes Perfekt)
Ich hatte das bereits gesagt gehabt.
(Doppeltes Plusquamperfekt)
(Perfekt)
Ich hatte das bereits gesagt.
(Plusquamperfekt)
Wie bilden wir das Perfekt normalerweise?
Wenn ich Sie frage, was Sie letzte Woche gemacht haben, werden Sie höchstwahrscheinlich in einer ganz bestimmten Vergangenheitsform antworten: dem Perfekt.
Woher ich wusste, in welchem Tempus (welcher Zeitform) Sie antworten werden? Im Deutschen verwenden wir mündlich vielfach das Perfekt als Erzählvergangenheit unserer Wahl. Diese zusammengesetzte Zeit lässt sich wie folgt bilden:
Partizip (ge-Form) des Vollverbs
Dementsprechend wird nur das Hilfsverb nach Person konjugiert (gebeugt) und das Partizip folgt allein am Satzende (in Hauptsätzen).
Ich habe etwas | Ich bin dahin |
Du hast etwas | Du bist dahin |
Er/sie/es hat etwas | Er/sie/es ist dahin |
Wir haben etwas | Wir sind dahin |
Ihr habt etwas | Ihr seid dahin |
Sie haben etwas | Sie sind dahin |
Was ist das doppelte Perfekt?
Da haben und sein nicht ausschließlich Hilfsverben sind, besitzen diese ebenfalls ein Partizip für zusammengesetzte Zeiten: gehabt und gewesen.
In einigen Teilen von Deutschland hat es sich eingebürgert, diese zusätzliche ge-Form an eine korrekte Formulierung des Perfekts zu hängen. Dort sind Sätze zu hören wie:
Dieses grammatische Phänomen hat viele Bezeichnungen:
- Doppelperfekt
- Perfekt II
- Doppel-Präsensperfekt
- Ultra-Perfekt
- Superperfekt
- Superplusquamperfekt
Diese Dopplung des Hilfsverbs gibt es schon seit dem Mittelalter. Neben einer starken dialektalen Färbung zählt die Konstruktion zudem zur Umgangssprache und wird im Hochdeutschen als schlichtweg falsch aufgefasst. Wahrscheinlich ging sie daraus hervor, dass ein angehängtes gehabt nochmals die Aussage verstärkt und beim Sprechen die Möglichkeit der Betonung lässt.
Wie lässt sich das Plusquamperfekt normalerweise bilden?
Analog zur Bildung des Perfekts können wir uns nun dem Plusquamperfekt widmen. Dieses ähnelt formal stark der vollendeten Vergangenheit, wird jedoch in einem anderen Kontext verwendet. Immer wenn wir in der Vergangenheit unsere Haupthandlung darstellen – entweder schriftlich im Präteritum (einfache Vergangenheit) oder eben mündlich im Perfekt – können wir mithilfe des Plusquamperfekts eine Vorzeitigkeit ausdrücken.
Wir bilden das Plusquamperfekt nach folgender Formel:
Partizip (ge-Form) des Vollverbs
Damit unterscheidet sich das Tempus lediglich in der Bildung des Hilfsverbs von der Perfektform. Habe wird zu hatte, ist wird zu war und das Partizip bleibt gleich:
Ich hatte etwas | Ich war dahin |
Du hattest etwas | Du warst dahin |
Er/sie/es hatte etwas | Er/sie/es war dahin |
Wir hatten etwas | Wir waren dahin |
Ihr hattet etwas | Ihr wart dahin |
Sie hatten etwas | Sie waren dahin |
Was ist das doppelte Plusquamperfekt?
Eventuell können Sie sich bereits zusammenreimen, was wir jetzt mit dem doppelten Plusquamperfekt meinen. Genau, nach der korrekt gebildeten Vorvergangenheit wird auch hier gehabt (oder selten gewesen) als zweites Partizip angehängt. Dieses temporale Phänomen kommt in denselben Gebieten vor wie das doppelte Perfekt und erfüllt genau dieselben (pragmatischen) Funktionen.
Allerdings tritt diese nicht standardsprachliche Wendung noch seltener auf als das Doppelperfekt. Es ist auch unter den Namen Doppel-Präteritumperfekt und Ultra-Plusquamperfekt bekannt. Ebenso gilt es als stark umgangssprachlich und im Schriftverkehr nicht empfehlenswert.
Darf ich das doppelte Perfekt und das doppelte Plusquamperfekt verwenden?
Kommen wir nun zur Frage, wenn beide Sondertempora nicht standardsprachlich sind und nur regional gepflegt werden, sollten diese nicht tunlichst zu vermeiden sein? Na ja, es gibt einige literarische Beispiele, in denen problemlos das doppelte Perfekt und das doppelte Plusquamperfekt verwendet werden:
– Ludwig Thoma: Die Verlobung
– Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre, 5. Buch, 12. Kapitel
Grundsätzlich gilt es, im Schriftlichen und Hochdeutschen folgende Zeitenfolge beizubehalten:
Zwei Fälle können laut einigen Fachleuten die Benutzung des Doppelperfekts oder Ultra-Plusquamperfekt rechtfertigen:
1) Wenn es nun eine dreistufige (logische) Handlungsabfolge gibt:
2) Die deutsche Grammatik lässt formal in den beiden Konjunktivformen (Möglichkeitsformen) nur jeweils eine Vergangenheit zu: Ich sei/ wäre + Partizip. Dies führt insofern zum Problem, als sich so keine Vorzeitigkeit ausdrücken lässt – eine Lücke, die das doppelte Perfekt füllen kann:
Standardsprachlich würden wir hier zu vergrößert habe und hätten … gewarnt zurückgreifen.
Allerdings sehen Sie, dass die Fälle mit doppeltem Perfekt/Plusquamperfekt sehr ungewöhnlich und rar sind. Daher merken Sie sich einfach, beide Formulierungen, wenn überhaupt aufs Mündliche zu beschränken und im Schriftverkehr fast durchgängig auf das Präteritum und das Plusquamperfekt zu setzen.
Nach den ganzen Ultra-, Super- und Doppel-Zeiten können wir nun behaupten, deutsche Standardgrammatik ist teilweise doch einfacher als vermutet – perfekt!