Wörter mit ai oder ei
In der Aussprache sind Wörter mit „ai“ oder „ei“ identisch.
Wir erklären den Unterschied zwischen „Saite und Seite“, „Laib und Leib“ sowie „Waise und Weise“.
- Ein Saiteninstrument und eine Buchseite
- Ein Laib Brot und am eigenen Leib
- Fischlaich und eine Leiche am Tatort
- Eine gewisse Art und Weise und eine Waise im Waisenhaus
„Saite“ versus „Seite“
Ich bin immer wieder verwundert über deutsche Redensarten. Genauer gesagt, geht es mir oft so, dass ich sie intuitiv falsch schreiben würde. Neulich las ich:
Natürlich ergibt das Sinn, es werden bildlich andere Saiten auf ein Instrument gezogen. Allerdings hätte ich nach Gefühl Seiten mit „ei“ geschrieben, schließlich kommt das Wort Seite häufiger vor – laut DWDS elfmal so oft wie das Wort Saite. Wie können wir uns die Schreibweise merken und gibt es noch weitere solcher Fälle?
- Die Saite bezeichnet dünne Stränge aus diversen Materialien (Metall, Kunststoff, Pflanzenfasern etc.), mit denen entweder Saiteninstrumente wie Klaviere, Geigen und Gitarren oder Schläger für Sportarten bespannt werden.
- Eine Seite hingegen hat sehr viele unterschiedliche Bedeutungen: Zum einen werden sichtbare oder nicht sichtbare Teile eines Gegenstands (Vorder- und Rückseite) oder gedachte Begrenzungen (meinerseits, unsere Seite) beschrieben. Zum anderen sind Links und Rechts standardisierte Seiten, ebenso wie deren Kombination (die linke Seite des Gegenstands, deine rechte Seite). Undefinierte Richtungen können mit zur Seite oder beiseite beschrieben werden. Aspekte, Eigenschaften und Charakterzüge lassen sich zum Beispiel durch die wirtschaftliche, kirchliche oder freundliche Seite wiedergeben. Bei einem Streitgespräch gibt es zumeist mindestens zwei Seiten und bei Problemen zwei Seiten einer Medaille. Die häufigste Verwendung findet das Wort Seite im Kontext von Zeitungen, Büchern oder digitalen Webseiten.
„Laib“ versus „Leib“ | „Laich“ versus „Leiche“
Doch die Unterscheidung zwischen Saite und Seite ist nicht die einzige dieser Art. Vielen dürfte auch das Problem bekannt vorkommen, Laib und Leib auseinanderzuhalten.
- Ein Laib benennt eine ovale oder runde Form von Lebensmitteln. Es wird fast ausschließlich in Bezug auf Brot oder Käse benutzt – sowohl als Maßeinheit (ein Laib Brot oder ein Laib Käse) oder als zusammengesetztes Wort (Brotlaib, Käselaib).
- Der Leib ist ein veraltetes Wort für Körper. Besonders in Sprichwörtern wird dies deutlich: noch nichts im Leib haben, jemanden auf den Leib rücken, ein ausgemergelter Leib, am ganzen Leib zittern. Zusammen mit anderen Nomen tritt Leib oft in Redewendungen auf: mit Leib und Seele oder Leib und Leben riskieren.
Bei anderen Wortpaaren erkennen Sie an der Endung „-e“, dass sich ein Wort mit „ei“ statt „ai“ schreibt. Begriffe, in denen „ai“ vorkommt, sind meist einsilbig oder fremdsprachlich:
Auch einige Ortsbezeichnungen schreiben sich mit „ai“ statt „ei“:
Diese Regel trifft auch bei folgendem Wortpaar zu: Laich und Leiche.
- Der Laich bezeichnet die Eierablage von Fischen oder Amphibien (Frösche, Kröten) im Schlick oder Schlamm. In der Zoologie wird auch die Variante Laiche benutzt.
- Als Leiche benennen wir tote Körper von Lebewesen. Zudem wird das Wort in den Redewendungen über Leichen gehen oder eine Leiche im Keller haben benutzt. Das Wort Leich kommt selten vor und bezeichnet eine historische Liedform oder in Österreich ein Begräbnis.
„Waise, weise, Weise, verwaist & verweist“
Ein letztes Beispiel verdeutlicht, wie wichtig eine korrekte Buchstabenfolge dafür ist, auch die Groß- und Kleinschreibung zu beachten.
- Die Weise beschreibt die Form oder den Verlauf von Geschehnissen. Meist wird sie in Verbindung mit Art verwendet: auf diese Art und Weise.
- Der Weise, die Weise und die Weisen sind Personenbezeichnungen von besonders erfahrenen und klugen Personen.
- Damit verbunden ist das Adjektiv weise, welches eben erfahren und klug ausdrückt.
- Waise klingt genau wie weise, definiert jedoch eine minderjährige Person, deren Eltern gestorben sind. Hier verwenden wir übrigens ausschließlich die weibliche Form (Der Junge ist eine Waise.)
- Das dazugehörige Adjektiv lautet verwaist. Neben der Bedeutung von „elternlos“ bedeutet es auch „menschenleer“ oder „ausgestorben“.
- Es gibt auch einen Zwilling für verwaist, nämlich verweist. Dies ist die gebeugte Form des Verbs verweisen, also „auf etwas hindeuten“.
Verwechseln Sie darüber hinaus weise und verweisen nicht mit der Farbe Weiß oder der konjugierten Form (er/sie) weiß (Grundform wissen).
Wie kann ich solche Wortpaare mit „ai“ oder „ei“ auseinanderhalten?
- Die meisten Wörter, in denen der Doppelvokal /ei/ vorkommt, werden mit „ei“ geschrieben.
- Einige wenige Begriffe schreiben sich mit „ai“.
- Die vier Fälle von schwierigen Wortpaaren sind Saite und Seite, Laib und Leib, Laich und Leiche sowie Waise und Weise. Die Schreibweise mit „ei“ wird jeweils für das häufigere Wort verwendet.
Schläger, Abendbrot, Instrumente, Tiereier, Elternlos
Neben dieser Eselsbrücke kann auch der intelligente Schreibassistent LanguageTool dabei helfen, gleichklingende Begriffe (Homofone) auseinanderzuhalten. Sobald Sie nämlich die falsche Option wählen möchten, erinnert Sie das Tool an die korrekte Schreibweise: