Es bedarf einiger Beispiele, um den Bedarf zu decken
Der ‚Bedarf‘ ist ein Nomen und wird großgeschrieben. Das konjugierte Verb ‚(es) bedarf‘ kommt von ‚bedürfen‘ und ist kleinzuschreiben.
- Sie können sich bei bedarf gerne bei uns melden.
- Das ist der bedarf des täglichen Lebens.
- Es Bedarf keiner Erklärung.
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- Das ist der Bedarf des täglichen Lebens.
- Es bedarf keiner Erklärung.
‚Bedarf‘ oder ‚bedarf‘ – was ist der Unterschied?
Die deutsche Groß- und Kleinschreibung ist undurchsichtig, um es vorsichtig auszudrücken. Daher bedarf es einiger Beispiele – oder einigen Beispielen –, um etwa den Unterschied zwischen identischen Nomen (Hauptwörtern) und Verbformen (Tätigkeitswörtern) zu verstehen. Insbesondere, wenn zwei Begriffe identisch klingen (Homofone), wird deren Schreibweise schwierig.
Zur Veranschaulichung eignet sich der Begriff Bedarf ausgesprochen gut. Denn im Eifer des Gefechts ist es uns sicher allen schon passiert, dass wir fälschlicherweise die falsche Schreibweise verwendet haben.
- Der Bedarf ist ein Nomen und somit großzuschreiben.
- (Es) bedarf ist eine konjugierte Verbform des Tätigkeitswortes bedürfen.
Wem diese Erklärung zu schnell geht, darf gerne weiterlesen. Schließlich gibt es eine Reihe von Kontexten, in denen die Unterscheidung nicht direkt auf der Hand liegt. Habe ich also Ihren Bedarf geweckt?
Wann benutzen wir ‚Bedarf‘?
Beginnen wir mit dem großgeschriebenen Homofon. Immer, wenn sich ein Begleiter – sei es ein Artikel, ein Adjektiv (Eigenschaftswort) oder ein Pronomen (Fürwort) – voranstellen lässt, folgt das Nomen der Bedarf.
Allerdings kann es ebenso nach den beiden Präpositionen (Verhältniswörtern) nach und bei stehen.
Ein Bedarf beschreibt etwas, das verlangt, gefordert oder benötigt wird – entweder aus einer Not heraus oder aufgrund der Nachfrage. Darum finden wir den Begriff auch in der Wirtschaft.
(Der SPIEGEL)
Mittlerweile haben sich viele Wörter etabliert, die Bedarf als Bestandteil haben. Nahezu alle sind wiederum Nomen und werden ebenfalls großgeschrieben.
‚Bedarf-‘ als Präfix (Vorsilbe) | ‚-bedarf‘ als Suffix oder Kollokation (Nachsilbe oder feststehende Wendung) |
---|---|
Bedarfsanalyse, Bedarfsartikel, Bedarfsermittlung, Bedarfsfall, Bedarfsforschung, Bedarfsgemeinschaft, Bedarfshaltestelle, Bedarfsplan, Bedarfsplanung, Bedarfsprognose, Bedarfsspitze, Bedarfsträger etc. | Alltagsbedarf, Beratungsbedarf, Bürobedarf, Diskussionsbedarf, Eigenbedarf, Energiebedarf, Flächenbedarf, Grundbedarf, Handlungsbedarf, Kalorienbedarf, Mehrbedarf, Mindestbedarf, Nachholbedarf, Pflegebedarf, Sofortbedarf, Weltbedarf, Zuschussbedarf etc. |
bedarfsgerecht, bedarfsorientiert etc. | |
den Bedarf decken, ermitteln, stillen etc. |
- Die steigenden Bedarfe an Wohnraum, Fachkräften und Steuererhöhungen sind gegenwärtige Kontroversen in Politik und Wirtschaft.
Wann benutzen wir ‚(es) bedarf‘?
Kommen wir nun zum kleingeschriebenen Homofon. Bedarf ist eine der konjugierten Verbformen von bedürfen. Diese kann nach Konjugationstabelle erste und dritte Person Singular (Einzahl) im Präsens sein.
Ich | bedarf | bedurfte |
Du | bedarfst | bedurftest |
Er/sie/es | bedarf | bedurfte |
Wir | bedürfen | bedurften |
Ihr | bedürft | bedurftet |
Sie | bedürfen | bedurften |
In der Praxis verwenden wir das Verb allerdings meist nur in der dritten Person Singular in Kombination mit es.
Wird bedürfen in einer anderen Form benutzt, wirkt dies oft veraltet und gestelzt.
- Es bedarf die vollständige Klärung. → Es bedarf der vollständigen Klärung.
- Das bedarf doch meinen Rat. → Das bedarf doch meines Rates.
- Der König bedurfte ein Kind. → Der König bedurfte eines Kindes.
- Wir bedürfen dich nicht mehr. → Wir bedürfen deiner nicht mehr.
Ähnlich wie das Nomen Bedarf bedeutet das Verb, ‚etwas oder jemanden nötig zu haben oder zu brauchen‘. Generell ist das Verb sehr viel gehobener und nicht so standardsprachlich wie das dazugehörige Nomen, weswegen einige seiner Formen etwas befremdlich wirken könnten.
Wer bedarf korrekter Grammatik und solider Rechtschreibung?
Bedarf und bedarf – zwei gleichklingende und bedeutungsgleiche Wörter verschiedener Wortarten. Beide beruhen auf dem althochdeutschen Wort ‚bithurfan‘ (um 800), woraus sich ebenfalls Begriffe wie bedürftig, Bedürfnis, bedürfnislos und Bedürftigkeit ableiten.
Doch während bedürfen recht schnell als ‚bedurfen‘ Aufnahme ins Mittelhochdeutsche fand, kam Bedarf erst im 16. Jahrhundert als Synonym zu ‚Mangel‘ und ‚Notdurft‘ ins Hochdeutsche. Zunächst begrenzt auf die Handelssprache, überholte das Nomen den Begriff Mangel und gilt heutzutage als weniger gehoben als bedürfen.

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So, und mein Bedarf an leicht zu verwechselnden Wortpaaren ist erst mal gedeckt.