Geschleift oder geschliffen?
Sowohl „geschleift“ als auch „geschliffen“ sind korrekte Partizipien des Verbs „schleifen“.
Doch wann benutzen wir was und wie lauten die anderen konjugierten Formen?
Du hast deine Tasche über den Boden geschleift.
Das Volk hat die beiden Türme geschleift.
Du hast deine Tasche über den Boden
Warum gibt es mehrere Partizipien von „schleifen“?
Manchmal ist es gar nicht einfach zu sagen, ob ein Wort einfach mehrere Bedeutungen haben kann oder ob es identische Begriffe mit unterschiedlichen Definitionen gibt. Insbesondere bei der Konjugation von Verben (Tätigkeitswörtern) sind Unregelmäßigkeiten ein gutes Indiz dafür, dass zwei Bedeutungen auch verschieden grammatikalisch aussehen.
Nehmen wir das Wort schleifen. Dieses hat allgemein gesprochen drei Hauptbedeutungen:
- Etwas über eine Fläche ziehend bewegen
- Ein Bauwerk dem Erdboden gleichmachen
- Etwas durch eine Reibebewegung schärfen
Während im Infinitiv und im Präsens die Konjugation für alle Wortbedeutungen identisch ist, ändert sie sich allerdings in Präteritum und als Partizip – ähnlich wie bei genießen und niesen.
Wann verwenden wir „geschleift“?
Wenn Sie das Verb schleifen in den beiden ersten Bedeutungen (hinterherschleifen und niederreißen) verwenden, müssen Sie es schwach (also regelmäßig) konjugieren:
Infinitiv (Grundform) | schleifen |
---|---|
Präsens (Gegenwart) | ich schleife, du schleifst, er/sie/es schleift, wir schleifen, ihr schleift, sie / Sie schleifen |
Imperativ (Befehlsform) | Schleif oder schleife (du)! Schleift (ihr)! |
Präteritum (Vergangenheit) | ich schleifte, du schleiftest, er/sie/es schleifte, wir schleiften, ihr schleiftet, sie / Sie schleiften |
Partizip (für alle zusammengesetzten Zeiten) |
geschleift (haben / sein) |
Wann ist „geschliffen“ richtig?
Das Verb schleifen lässt sich zudem auch stark (also unregelmäßig) konjugieren, sobald Sie die dritte Bedeutung des Glättens beabsichtigen:
Infinitiv (Grundform) | schleifen |
---|---|
Präsens (Gegenwart) | ich schleife, du schleifst, er/sie/es schleift, wir schleifen, ihr schleift, sie / Sie schleifen |
Imperativ (Befehlsform) | Schleif oder schleife (du)! Schleift (ihr)! |
Präteritum (Vergangenheit) | ich schliff, du schliffst, er/sie/es schliff, wir schliffen, ihr schlifft, sie / Sie schliffen |
Partizip (für alle zusammengesetzten Zeiten) |
geschliffen (haben / sein) |
„Geschleift“ oder „Geschliffen“?
Eine weitere Besonderheit ist die Verwendung des Partizips (der ge-Form) als Adjektiv (Eigenschaftswort). Sie können davon ausgehen, dass vor einem Nomen (Hauptwort) meistens die Variante geschliffen (nicht geschleift) steht.
Wie Sie sehen, muss mittlerweile gar nichts mehr wirklich gerieben oder geglättet werden, sondern geschliffen kann auch etwas Ausgefeiltes oder Gekonntes beschreiben. Daraus leiten sich Wörter anderer Wortarten ab:
- Nomen: Oregano gab dem Gericht den letzten Schliff.
- Adverb: Dein Brief war geschliffen formuliert.
- Nominalisiertes Verb: Das Schleifen der Welle dauerte länger als gedacht.