Wann wird ein Hilfsverb (Modalverb) großgeschrieben?
Verben lassen sich als Nomen verwenden („Nominalisierung“).
Wir zeigen die besonderen Fälle der Modalverben „das Können“, „das Muss“ und „das Soll“.
- Kannst du dein
könnendemonstrieren? - Das ist allerdings kein
muss. - Wir konnten das
sollerreichen!
- Kannst du dein Können demonstrieren?
- Das ist allerdings kein Muss.
- Wir konnten das Soll erreichen!
Warum schreiben sich nominalisierte Verben groß?
Neulich erfuhr ich, dass es im Deutschen nur sechs Modalverben gibt. Diese besondere Art von Tätigkeitswörtern wird als Hilfsverb und nicht als Vollverb benutzt. Das heißt, dass die Verben standardsprachlich nicht allein stehen können.
Die Liste nannte dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen. Schon die Beugung (Konjugation) dieser Modalverben ist besonders. Und auch im Vergleich zu Vollverben wie spielen, kochen oder erfahren, können sie nur bedingt nominalisiert werden.
Bei einer Nominalisierung werden Wörter, die normalerweise einer anderen Wortart angehören, als Nomen (Hauptwörter) verwendet und dabei großgeschrieben. Wir sprechen in der Grammatik ebenfalls von einer Substantivierung von Verben.
Hinweis: gehe, fertigstellen, dauert und vorbereitet sind die Vollverben der Beispielsätze. Muss und habe dienen als Hilfsverben, wobei nur muss ein Modalverb darstellt. Und Schreiben wird nominalisiert und demnach – im Vergleich zu den anderen – großgeschrieben.
Wie bilde ich ein großgeschriebenes Modalverb?
Die einfachste Möglichkeit, aus einem Verb ein Nomen zu machen, ist es, den neutralen Artikel das davorzusetzen.
Doch auch andere Begleiter – Adjektive (Eigenschaftswörter) oder Pronomen (Fürwörter) – können eine Nominalisierung bewirken.
Die Bildung von nominalisierten Modalverben ist nicht möglich. Es gibt allerdings drei Ausnahmen, die wir an Beispielen erläutern werden.
Beispiel 1: „Mein Können“ oder „mein können“?
Die oben gezeigten Methoden lassen sich auf das Modalverb können anwenden. Normalerweise wird es kleingeschrieben, als Nominalisierung allerdings ist es das Können.
Typischerweise wird das Nomen mit einem Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort) benutzt:
Das Können bezeichnet also eine Fähigkeit oder gewisse Fertigkeit, um etwas zu leisten. Eine Mehrzahl (Plural) gibt es nicht.
Beispiel 2: „Kein Muss“ oder „kein muss“?
Das Modalverb müssen wird nicht im Infinitiv (also seiner Grundform) nominalisiert. Vielmehr nutzen wir die erste Person Singular (ich muss), um das Verb als Nomen verwenden zu können.
Häufig finden wir das Muss in Verbindung mit ein (unbestimmter Artikel) oder kein (Indefinitpronomen).
Der Begriff benennt eine Notwendigkeit oder einen Zwang und kann nicht in der Mehrzahl verwendet werden.
Achtung! Früher wurde die konjugierte Form ich bzw. er/sie/es muss als muß geschrieben und daher auch die Nominalisierung ein Muß. Heutzutage ist diese Verwendung des Eszett falsch. Der Schreibassistent LanguageTool schlägt immer dann Alarm, wenn Wörter fälschlicherweise klein- statt großgeschrieben werden oder eben die alte Schreibweise benutzt wird. Er ist in über 30 Sprachen verfügbar. Sie sollten sich unbedingt selbst ein Bild vom Können dieses Tools machen, denn es ist eine tolle Korrekturhilfe und ein wahres Muss für uns Schreibende.
Beispiel 3: „Sein Soll“ oder „sein soll“?
Im dritten Beispiel finden wir wieder eine konjugierte Verbform als nominalisiertes Wort. Abgeleitet von ich soll, beschreibt das Soll eine Erwartung und wird wieder – wie sollte es anders sein – großgeschrieben.
Das Soll kann in der Buchhaltung das Gegenteil von Ist bzw. Haben und in der Geologie eine Art Bodensenke darstellen. Alle identischen Nomen bleiben groß und lassen sich nicht im Plural (Mehrzahl) verwenden.
- wollen → der Wille
- mögen → das Gemochte
- dürfen → die Erlaubnis, die Befugnis, die Zustimmung